Só Vem

Ananda

Score: 5
/
Played: 16

Album:

Só Vem - Single

Genres:

Hardcore
Metalcore
Post hardcore
Screamo
Chaotic hardcore

Moods:

Languages:

Featured by:

mahh

Wiki:

Lyrics:

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Schon als Rafael das Auto vor der Garage zum Stillstand brachte, hörte er ein lautes Jaulen. O nein, Tristan! Was sollte er Valerie nun wieder für ein Ammenmärchen auftischen? Denn dass sie das Gequietsche gehört hatte, stand außer Frage. Dass er das Tier in Pflege hatte? Er es ausgehungert auf einem Rastplatz gefunden hatte? Oder das, was der Wahrheit am nächsten kam: es einfach so vom Himmel gepurzelt war? Panisch stürmte er die Wohnung – und blieb gleich darauf wie angewurzelt stehen. Valerie klebte verängstigt in der hintersten Ecke seines Wohnzimmers an der Wand. Vor ihr auf dem Boden hockte Tristan, grell orange gefärbt, und wedelte aufgeregt mit dem kleinen Stummelschwänzchen. An der Farbe seines Fells war unschwer zu erkennen, dass er außer sich vor Freude über die unerwartete Besucherin war. Doch da diese das nicht zu kapieren schien und ihm jegliche Streicheleinheiten vorenthielt, jaulte er sie vorwurfsvoll an. „Rafael, hilf mir! Was ist das für ein Monster?“, schrie sie entsetzt. „Tristan, hierher!“ Und tatsächlich, seine Erziehungsmaßnahmen hatten gefruchtet. Der kleine Bär ließ augenblicklich von Valerie ab, wirbelte herum und preschte auf Rafael zu. Dieser tätschelte ihm zärtlich den Kopf, bevor er ihn aufs Sofa jagte. Sofort stellte sich himmlische Ruhe ein. Mit zwei großen Schritten überwand er den Abstand zwischen sich und Valerie. „Valerie, geht es dir gut?“ Geschockt registrierte er, dass sie vor ihm zurückwich. Mit weit aufgerissenen Augen glotzte sie ihn an. „Rafael, was hat das alles hier zu bedeuten? Und was sind das für Sachen?“ Mit dem Arm beschrieb sie eine ausholende Geste. „Wo kommt dieses Tier her? Und wer zur Hölle bist du wirklich?“ „Das ist nur ein kleiner Mondbär, den ich zur Pflege habe. Sehr ausgefallene Tiersorte. Gibt es kaum noch. Und von was für Sachen redest du?“ Er schaute um sich und entdeckte auf dem Boden seinen Raumanzug, den Helm, die Stiefel und die Handschuhe. Auf dem Sideboard lauerte aufgeklappt der stromlinienförmige schwarze Computer. Jede Menge Pillen und Tablettenröhrchen hatten sich rundum verstreut, da er Futter für Tristan gesucht hatte – gleich neben den Pornofilmen. Dahinter sah es aus wie in einer Hotelbar, angebrochene Flaschen mit hochprozentigem Alkohol drängten sich um aufgerissene Zigarettenpäckchen. Sein Blick wanderte weiter zum Wohnzimmertisch. Dort tummelten sich ganze Kohorten von halbierten Überraschungseiern und kleinen Plastikteilchen, da er ausgetestet hatte, ob sich wirklich in jedem siebten Ei ein Schlumpf verbarg – was übrigens der Wahrheit entsprach. Nun verstand er Valeries Entsetzen. Aber wie in drei Teufels Namen sollte er die Situation entschärfen? „Es lag nicht in meiner Absicht zu schnüffeln“, stotterte diese. „Aber ich habe ein erbärmliches Jaulen gehört. Doch als ich nachschauen wollte, ist sofort dieses Monster auf mich losgegangen! Rafael, lass mich gehen. Ich werde keiner Menschenseele etwas erzählen. Bitte, tu mir nichts!“ Mit diesen Worten flüchtete sie hektisch in Richtung Tür. Mit einem großen Schritt versperrte er ihr den Weg. Ein unterdrückter Schrei entfloh ihrer Kehle, als sie auf ihn auflief. Wahrscheinlich mutmaßte sie jetzt, binnen Sekunden das Opfer eines Psychopathen zu werden. „Valerie, beruhige dich, bitte“, setzte er an und unternahm den Versuch, sie in seine Arme zu ziehen, als er plötzlich einen heftigen Schmerz verspürte. Ein gurgelnder Schrei entwich ihm. Mit verzerrtem Gesicht sackte er auf die Knie, während ihm Tränen in die Augen traten. Mit diesem brutalen Tritt in die Eier und dem harten Handkantenschlag in den Nacken hatte er weiß Gott nicht gerechnet. Sie hatte die Tür schon fast erreicht, als er sie am Arm packte und herumwirbelte, sorgfältig darauf bedacht, dass sie keinen Treffer mehr in seine Weichteile landen konnte. Dennoch platzierte sie weitere gezielte Karateschläge auf seinem Oberkörper, unter denen er laut aufstöhnte. Und das nannte sie aus der Übung? Weit gefehlt. Es lag nicht in seiner Absicht ihr Schmerzen zuzufügen, aber wenn er bei diesem kleinen Duell nicht den Kürzeren ziehen wollte, musste er eindeutig härtere Maßnahmen ergreifen. Also schlang er seine Arme um sie wie eine Schraubzwinge. Und auch wenn sie erneut nichts unversucht ließ, sich aus seinem Griff zu befreien, hatte sie jegliche Chance verwirkt. Daher stieß sie einen gellenden Schrei aus, an dem nun wiederum Tristan Anstoß nahm und augenblicklich mürrisch knurrte. „Ruhe!“, brüllte Rafael so laut er konnte, und die beiden Sirenen verstummten auf der Stelle. „Verdammt noch mal, Valerie! Jetzt hör mit dem Gekreische auf, und lass mich erklären. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin weder pervers, noch ein Serienmörder, noch drogenabhängig, auch wenn man das durchaus in Erwägung ziehen könnte, wenn man die Wohnung betritt. Setz dich bitte hin und hör mir zu. Ich verspreche, dass ich dir nichts tun werde. Genauso wenig wie Tristan. Er ist ein sehr gut erzogener Mondbär.“ Mit sanfter Gewalt schubste er die verstörte Frau in den Sessel und setzte sich ihr gegenüber, ständig darauf gefasst, dass sie wieder auf ihn losging oder einen erneuten Fluchtversuch startete. Doch nun schien sie erstarrt zu sein. Mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck rieb sie sich die Schulter, und es bereitete ihm unendlichen Kummer, dass er so fest zugepackt hatte. Aber sie hatte ihm leider keine Wahl gelassen. Er griff zur Seite und kraulte Tristan, damit auch dieser wieder zur Ruhe kam, ließ Valerie jedoch nicht aus den Augen. „Habe ich dir sehr wehgetan?“ Valerie winkte ab. „Halb so wild. Du wolltest mir etwas erzählen.“ „Ja, wo soll ich anfangen? Das ist nicht einfach für mich. Du musst mir versprechen, dass du das, was ich dir jetzt offenbare, keinem Menschen verrätst. Denn das könnte meinen Tod bedeuten.“ Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, als ihm der tiefere Sinn seiner Worte bewusst wurde. „Aber ich habe volles Vertrauen zu dir und obendrein nicht den blassesten Schimmer, mit welchen Ausflüchten ich das Chaos erklären sollte. Ich hoffe nur, du kriegst keinen Nervenzusammenbruch, wenn ich meine wahre Identität preisgebe.“ „Bah! Darüber bin ich längst im Bilde.“ „Du weißt, wer ich bin?“ Angriffslustig reckte sie das Kinn in die Luft, und er fragte sich, wo das verängstigte Persönchen abgeblieben war, das er kennengelernt hatte. „Ein Vampir!“, schleuderte sie ihm die Worte ins Gesicht. „Was?“ „Ja, du bewegst dich unmenschlich schnell. Du hast überirdische Kräfte, und du nimmst so gut wie nie Nahrung zu dir. Ob du jemals schläfst, weiß ich nicht. Du musst ein untotes Monster sein.“ Rafael starrte sie entgeistert an. „Du hältst mich für ein Monster?“ Sie verzog das Gesicht. „Nein, war nur ein Scherz. Kak tebja sawut?“, fragte sie ihn auf Russisch. Wie heißt du? „Valerie, du weißt genau, wie ich heiße. Wo soll diese Befragung hinführen?“ Sie nickte leicht. „Du sprichst also wirklich Russisch. Du bist Geheimagent, oder?“ Er lehnte sich erleichtert zurück und brach in befreiendes Gelächter aus. „Super Idee! Warum bin ich da nicht selbst draufgekommen? So hätte ich mich problemlos aus der Misere ziehen können. Aber leider ist es nicht ganz so einfach.“ Allmählich gefror das Lächeln auf seinem Gesicht wieder. „Bitte krieg jetzt keinen Schreck. Ich komme nicht von hier. Ich wurde sehr weit weg geboren.“ „In Russland?“ „Nein, noch ein bisschen weiter.“ „Noch weiter als Russland? Du siehst nicht asiatisch aus. Vielleicht Australien? Neuseeland? Von den Fijis? Südpol? Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich?“, plapperte sie atemlos. Rafael hob eine Hand. „Stopp! Du wirst es nie erraten. Ich spreche schätzungsweise vierzig Sprachen, und der Ort, an dem ich das Licht der Welt erblickte, nennt sich Siria.“ Sie riss Mund und Augen auf. „Vierzig Sprachen? Das ist nicht dein Ernst, oder? Und Siria ist mir noch nie zu Ohren gekommen. Wo liegt das?“ Ihrer beider Köpfe zuckten unisono herum, als Tristan ein gequältes Jaulen von sich gab. Den Kopf um Aufmerksamkeit heischend in die Luft gereckt, schossen seine Blicke ungeduldig zwischen ihnen hin und her. „Kann ich ihn streicheln?“, erkundigte Valerie sich vorsichtig. Rafael lächelte. „Du könntest ihm keinen größeren Gefallen tun.“ Er schnappte den zappelnden Mondbären und platzierte ihn auf Valeries Schoß. Sofort kuschelte sich das Tier an sie und schnupperte mit verhaltener Neugier an ihren Fingern. Und als sie es zögerlich hinter den Ohren kraulte, schlich ein wohliger Seufzer aus seiner Kehle. Seine großen Knopfaugen wurden dunkler, seine runden Öhrchen stellten sich auf und sein rotes Fell ging Knall auf Fall in einen grellen Orangeton über. Valeries Hand zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. „Mein Gott, was passiert hier?“ „Tja, so ist das bei Mondbären eben.“ „Mich wundert so langsam gar nichts mehr.“ Sie rollte die Augen gen Himmel. „Also, wo sagtest du, liegt dieses Siria?“ Vorsichtig berührte sie abermals Tristans Fell, so als ob sie die Temperatur einer Herdplatte austestete. Rafael schmunzelte, als Tristan sich sogleich wieder hingebungsvoll ankuschelte. Er zögerte einen weiteren Moment, doch er sah wirklich nur eine Möglichkeit, aus dieser Bredouille herauszukommen, und das war die gnadenlose Wahrheit. Davids warnenden Worten zum Trotz hätte er Stein und Bein geschworen, dass er dieser Frau vertrauen konnte. „Siria ist ein Planet, unglaublich weit weg von hier.“ „Ein Planet? Was soll das heißen?“ „So wie die Erde, Venus, Mars, Jupiter und so weiter.“ Ein helles Lachen sprudelte aus Valerie heraus. „Du willst mir allen Ernstes weismachen, du wärst ein Außerirdischer?“